„Kultur ist kein dekorativer Luxus, sondern ein menschliches Grundbedürfnis. Sie ist nicht nur Standortfaktor, sondern sie ist Ausdruck von Humanität.“ Prof. Monika Grütters, Staatsministerin für Kultur und Medien
Als der große Komponist des Humanismus Ludwig van Beethoven die lang ersehnte, bitter nötige Gelegenheit bekam, ein Benefizkonzert zu seinen Gunsten zu veranstalten, ließ er am 22. Dezember 1808 unter anderem seine 5. und 6. Symphonie, sein 4. Klavierkonzert und seine Chorphantasie uraufführen. Das Mammutkonzert wurde ein Fiasko. Bei eisigen Temperaturen zitterte sich das Publikum durch vier Stunden weitgehend ungeprobte neue Musik und der finanzielle Ertrag war sehr enttäuschend für Beethoven. Wenn wir für Sie am 13. April 2018 dieses Konzert wiederaufleben lassen, wird es zwar nicht wesentlich kürzer, aber ich verspreche Ihnen, dass Sie nicht werden frieren müssen und dass wir die Werke gewissenhaft vorbereiten werden. Und vielleicht erinnern Sie sich unter dem Eindruck der gewaltigen Kompositionen, die ihren Schöpfer zwar nicht reich machten, aber seit zwei Jahrhunderten das Leben unzähliger Menschen bereichern, der Worte von Frau Grütters. Sie gestehen der Kultur einen Anspruch auf Autonomie, auf Unabhängigkeit von Märkten, Ideologien und Religionen zu. Kultur ist wert-voll an sich, entzieht sich der Messbarkeit, gerade in so gebräuchlichen wie zweifelhaften Bemessungskategorien wie finanzielle Einnahmen, Auslastungsstatistiken, Applausstärke, Besucherzahlen, Umwegrentabilität, etc. und so widersteht Kultur der profanen Durchökonomisierung all unserer Lebensverhältnisse. Für den Reichtum existenzieller Erfahrungen ohne Existenzgefährdung, für den Versuch eines richtigen Lebens im häufig so falsch empfundenen, für Wahrheiten, die schmerzlich sein können ohne zu schmerzen, die durchaus auch schön sein dürfen oder schlichtweg für Freude, den schönen Götterfunken – dafür stehen nicht nur die Werke Beethovens. Auch Schuberts und Mahlers Symphonien etwa, oder die Begegnung mit engagierten jungen Gastdirigenten, unsere diversen Krabbel-, Kinder-, Schul-, Familien-, Film-, Neujahrs- und Kammer- und Orchesterkonzerte bergen in sich den Keim wertvoller kultureller Alltagsenthobenheit. Diesen zur Entfaltung gedeihen zu lassen, gilt unsere ganze Anstrengung.
Herzlichst,
Ihr Uwe Sandner