Der Fiskus
Stück von Felicia Zeller
21|05|2022 | Werkstattbühnevon Robert Wilson, Tom Waits und Kathleen Brennan nach dem Stück von Georg Büchner
22|10|2022 | Großes HausMärchenspiel von Philipp Löhle nach Gerdt von Bassewitz
25|11|2022 | Großes HausEin Singspiel mit dem Nachwort einer Birke von Ariane Koch
09|12|2022 | WerkstattbühneEin Werner-Richard-Heymann-Schlagerabend von und mit Günther Fingerle
01|01|2023 | WerkstattbühneSehr verehrtes Publikum,
Ja, kann sein, es gibt im Moment Wichtigeres als Theater. Krieg in Europa, die Klima- krise und die Pandemie, die noch nicht vorbei ist. Wir sind verunsichert, machen uns Sorgen, nicht unberechtigt. Aber deshalb nicht mehr ins Theater gehen?
Bitte nein. Im Vorspiel zu Goethes Faust fragt sich der Theaterdirektor:
„Wie machen wir`s, daß alles frisch und neu
und mit Bedeutung auch gefällig sei?
Denn freilich mag ich gern die Menge sehen,
Wenn sich der Strom nach unserer Bude drängt ...
Bei hellen Tagen schon vor vieren,
Mit Stößen sich bis an die Kasse ficht
Und, wie in Hungersnot um Brot an Bäckertüren
Um ein Billet sich fast die Hälse bricht.“
Ja, wie machen wir`s? Indem wir Stücke und Themen auf die Bühne bringen, die wir interessant, gut und wichtig finden. Wir beginnen mit einem der berührendsten Dramen der Weltliteratur, mit Büchners „Woyzeck" und der Frage: „Was ist es, was in uns lügt, hurt, stiehlt und mordet?“ Tom Waits hat für dieses Stück eine tolle, kongeniale Musik komponiert. Ein Fest für unser musikalisches Ensemble. Mit „Peterchens Mondfahrt“ reisen wir zu den Sternen und mit Goethes „Faust“ in die Hölle. Herr Sumsemann sucht auf dem Mond sein verloren gegangenes sechstes Beinchen, Faust die Antwort auf die Frage, „was die Welt in ihrem Innersten zusammen hält“. So unterschiedlich sind die Sehnsüchte. In Elfriede Jelineks „Licht im Kasten“ geht es um die Sehnsucht nach dem perfekten Leben. Klug und witzig textet sie zu Mode, Körperkult und Selfie-Wahn: Wer bin ich und wenn ja, wie sehe ich am besten aus? Und am Ende der Spielzeit begeben wir uns mit Tracy Letts „Eine Familie“ in die tragisch-komische Kampfzone eines erzwungenen Familientreffens.
Auf der Werkstattbühne wird es starke neue Stücke zu sehen geben: mit „Foxfinder“ von Dawn King, mit Aldous Huxleys Roman „Schöne, neue Welt“ und dem Else Lasker-Schüler- Preisträgerinnen-Stück „Die toten Freunde (Dinosauriermonologe)“ von Ariane Koch blicken wir in die Zukunft. Wie sieht sie aus, diese Welt in 20, 200, 200 Millionen Jahren? Wer ist dann noch da?
Ein Herzensprojekt des Schauspiels ist Christian Barons Roman „Ein Mann seiner Klasse“. Die Inszenierung wird uns an verschiedenste Orte in Kaiserslautern führen und die ganze Spielzeit über begleiten. Wir wollen Sie treffen, wo immer wir können ... beim Jungen Theater, in Klassenzimmern, Lesungen, Matineen, Vor- und Nachgesprächen. Für alle unsere Projekte haben wir neue und bekannte, kluge Regisseurinnen und Regisseure gefunden. Gemeinsam mit unserem Ensemble entstehen die Konzepte, Bilder, Szenen und Ideen. Immer ein Abenteuer. Kann auch mal schief gehen. Aber ein spannender Theaterabend braucht ein Restrisiko. Wir müssen lebendige Orte der Auseinandersetzungen bleiben. Theater trainiert die Wahrnehmung und den Diskurs. Alexander Kluge sagt es so: „Im Märchen von Dornröschen reicht das Geschirr nur für zwölf weise Frauen. Die dreizehnte Fee wird aus dem Schloss verjagt. Das Theater ist der Anwalt der dreizehnten Fee.“
Wir freuen uns auf das Wiedersehen! Harald Demmer